ad personam

Druckerpressen

Modell-Sammlung mit 20.000 Gussformen

Maschinen

größere Eisenkonstruktionen

Rohrpost

Wasserleitungen

Militär

Bahnen

© Familie Sigl Güssing

Fabriken, Eigentum

Funktionen, Auszeichnungen

Patente und Schriften

Soziale Einstellung

 

 

Links

 

Georg Sigl's Leben, beschrieben von Franz Wichtrei in "Heimat und weite Welt" *):

Im Jahre 1832 wanderte mit einem leichten Ränzlein auf dem Rücken, einem kleinen Sümmchen ersparter Notgroschen im Gepäck und einer großen Menge kühner Zukunftspläne im Kopf ein lustiger Schlossergeselle in Wien ein. Er nahm ein bescheidenes Nachtlager in der Schlosserherberge in der Wickenburggasse.

nach altem Handwerksbrauch hatte er sich in der Welt umgesehen, die Schweiz und einen Teil Deutschlands durchwandert, überall Erfahrungen gesammelt und war endlich nach vier Jahren wieder auf der Heimkehr. In der alten Kaiserstadt an der Donau wollte er sich niederlassen.

Georg Sigl hieß der muntere Gesell. Traurig war seine Jugend gewesen. In Breitenfurt bei Wien waren seine Eltern ansässig; dort hatte er mit ihnen in den allerbescheidensten Verhältnissen gelebt, sie aber nur allzufrüh verloren. Als Doppelwaise war er auf sich selbst angewiesen. In dieser bitteren Verlassenheit zeigte er jene große Tatkraft, die seine späteren Erfolge erklärt.

Er erlernte das Schlosserhandwerk. Noch war er kaum hinaus über die ersten Handwerksgriffe, da zeigte sich schon sein denkender Kopf. Er war rasch im Begreifen und machte sich eifrig an verwickeltere Aufgaben. Emsig studierte er Werke tüchtiger Meister, las gute Bücher und übte sich mit dem Zeichenstift. So war er bald tüchtig in seinem Handwerk und geübt in allerlei Fertigkeiten. Nach altem Brauch wurde er feierlich "freigesprochen", verließ seinen Meister und suchte in der Fremde weitere Ausbildung, wie der berühmte alte Spruch sagt: "Was ich nicht erlernt habe, habe ich erwandert."

Nun war Sigl aber wieder in Wien, er suchte Arbeit und fand lohnende in der Maschinenfabrik des Leo Müller. Sein neuer Arbeitgeber erkannte Sigls Fähigkeiten und wurde ihm bald ein väterlicher Freund. Mit seiner Hilfe errang sich der junge Schlosser eine gesicherte Lebensstellung, und er blieb seinem Wohltäter auch zeitlebens dankbar und rührend anhänglich.

Müller bemühte sich damals um die Erzeugung von Schnellpressen für den Buchdruck; seine Erfolge erwarben ihm den Zunamen des "Wiener Gutenberg". Sigl war bald mit der neuen Erfindung ganz vertraut und kühn genug, auf eigene Faust in Berlin eine Werkstätte für solche Schnellpressen zu errichten. Das Glück war seiner Unternehmungslust günstig, das Geschäft blühte, er bekam Aufträge in Hülle und Fülle. Aber das Heimweh nach dem geliebten Österreich ließ ihn keine Ruhe.

Im Jahre 1846 war er schon wieder in Wien. Eiserne Beharrlichkeit, reger Fleiß, vorzügliches Fachkönnen halfen ihm den Grund legen zu den großartigsten Unternehmungen. So rang sich der Schlossergeselle empor zum ersten Industriefürsten Österreichs, zum Maschinenkönig. Der Weg zur Höhe war freilich voll Arbeit und Dornen, schwer und martervoll. Mit tausend Hindernissen hatte Sigl zu kämpfen, ehe es ihm gelang, seine Schöpfung lebensfähig zu machen.

1857 übersiedelte er in seine neue Maschinenfabrik an der alten Währinger Linie. Er verlegte sich jetzt auf den Bau von Eisenbahnwagen und Lokomotiven. Zehn Jahre später erwarb der rastlos tätige Mann eine große Maschinenfabrik in Wiener Neustadt. Da betrieb er den Bau von Lokomotiven und Schiffsmaschinen im großen für die österreichische Kriegsmarine

Am 1. März 1870 feierte Sigls Fabrik ein eigenartiges Ehrenfest vaterländischer Arbeit: die tausendste Lokomotive war eben vollendet worden! Dieses Ereignis wurde feierlich begangen von Sigl und seinen viertausend Arbeitern. Alle freuten sich mit ihm, denn sie verehrten in ihm einen Vater. Er hatte selbst so Schweres durchgemacht, daß er die Mühsale eines Arbeiterlebens aus Erfahrung kannte. Daher ließ er seine  Leute nie ihre Abhängigkeit fühlen, und er, der mächtige Fabrikherr, behandelte sie immer wie seine treuen Kameraden. Auch die Außenwelt feierte ihren Helden der Arbeit. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Orden, die Stadt Wien ernannte ihn zu ihrem Ehrenbürger. Sigl zeigte seine Dankbarkeit in der Spende von 25.000 Gulden für ein Versorgungshaus, das alten Arbeitern ein Heim werden sollte. 10.000 Gulden widmete er der Gründung eines Kindergartens im 9. Bezirke Wiens.

nach 1873 kamen schwere Zeiten über die österreichische Industrie, und nur mit harter Mühe konnte Sigl sein Werk vor dem Untergang bewahren. Er wußte, mit ihm war das Wohl und Wehe von tausend Arbeiterfamilien verknüpft!

Am 9. Mai 1887 starb der Hochbetagte. Bis zuletzt bewahrte er sich die Arbeitsfreude seiner Jugend. Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß sein letztes Werk wieder eine Buchdruck-Schnellpresse sein sollte . . .

Mit diesem manne ging ein reiches Arbeitsleben zu Ende, reich an Erfolgen, aber auch an Kümmernissen und Kämpfen. Gern hatte der Maschinenkönig zurückgeblickt auf die Zeiten, da er als kleiner Schlosserlehrling am Schraubstock gestanden war.

 

*) Lesestoff für die 7. und 8. Schulstufe der österreichischen Volksschulen; Österreichischer Bundesverlag, 1950 - 1954

Fabriken, Eigentum:

bulletChausseestraße / Berlin Maschinenfabrik (1840 gegründet und aufgebaut)
bulletEisengasse bzw. Wilhelm Exner-Gasse Maschinenfabrik:
hervorgegangen aus:
  1. Fabrik Specker, 2. Bez. (nach Brand Einrichtung gekauft 1848)
  2. Lokomotivfabrik Norris (nach Konkurs gekauft 1851)
  3. Michelbeuerngasse 7, Eisengießerei Maschinenfabrik Mathias Fletcher und John Punshon (gekauft 1852)
bulletLokomotivfabrik Wr. Neustadt (Pacht 1861, Kauf 1867)
bulletVerwaltungsgebäude Währinger Strasse 59 (1866)
bulletVilla Cottagegasse, Wien Währing
bulletLagerhaus in Budapest
bulletBeteiligung an Wasserleitungs-Gesellschaft „Aurisina"
bulletPittener Eisengewerkschaft: Tiefbau und Hochofen (1867)
bulletBraunkohlenbergbau in Szäpär bei Stuhlweißenburg (1869)
bulletBeteiligung an vier anderen Kohlenschürfen
bulletBeteiligung an der „Innerberger Gewerkschaft" (1867)
bulletGrundanteil an der Sofienalpe

Druckerpressen:

bulletLithographische Schnellpressen
bulletRotationsdruckmaschine
bulletPerrotinen
bulletRouleaux
bulletGlättpackpressen
bulletGlättwalzwerke

Modell-Sammlung mit 20.000 Gussformen

Maschinen:

bulletzum Bedrucken von Stoffen
bulletBanknotenerzeugung
bulletPapierfabrikation
bulletDampfkessel aller Art
bulletTransmissionen
bulletWerkzeugmaschinen
bulletPumpen
bulletMühl- und Triebwerke (Göpel)
bulletÖlpressen
bulletDampfmaschinen
bulletSternraddampfer für Bosnien
bulletSägegatter
bulletSchrotmühlen
bulletDampfdreschmaschinen
bulletVentilation des Allgemeinen Wiener Krankenhauses
bulletAusstattung von Bädern (Esterhazy-, Römer- u. a.)
bulletDampflokomotiven
bulletAußenrahmenlokomotiven mit Hall’schen Kurbeln
bulleterste Corlißmaschine in Wien
bulletMaschinen mit Colmannsteuerung
bulletStraßenlokomotiven
bulletpatentiertes Rootsches Gebläse
bulletpatentierten Mitrailleur
bulletvollständige Stereotypie

größere Eisenkonstruktionen:

bulletEisenbahnbrücke über die Wien bei Penzing
bulletjene über den Inn nächst Bichelwang (bei Innsbruck)
bulletjene über die Drau bei Pettau
bulletDrehscheiben
bulletDachstuhl Votivkirche
bulletBühnenhebewerk der Staatsoper
bulletEisenkonstruktion der Staustufe Kaiserbad im Donaukanal
bulletkomplettes Transmissions- und Krangerüst
bulletWerkstätteneinrichtung der südrussischen Bahnen in Odessa
bullethydraulische Hotelaufzüge

Rohrpost:

bulletWien
bulletMünchen
bulletBerlin

Wasserleitungen:

bulletKaiser Ferdinand: Pumpen, Maschinen, Dampfkesseln
bulletNabresina, Italien: Pumpen
bulletWasserschieber der ersten Wiener Hochquellenleitung
bulletMaschinenausstattungen in von Florenz, Sebenico und Idria

Militär:

bulletDampfmaschinen für Kanonenboote und Donaumonitore
bulletSchwimmende Seeminen mit elektrischen Zündern (von Siegfried Marcus)
bulletMitrailleusen
bulletSpitzgeschosse
bulleteiserne Lafetten
bulletHinterladungsverschluss für Kanonen (Bau und Privileg)
bulletMaschinen und Speicher für das Verpflegungsetablissement zu Verona
bulletGesamtausstattung des k. k. Wiener Militärverpflegungsetablissements
bulletVervollständigung des k. k. Seearsenals zu Po1a mit Dampfhämmern und Werkzeugmaschinen
bulletVervollständigung des Arsenales zu Kragujevac in Serbien

Funktionen, Auszeichnungen:

bulletMitglied des Central-Ausschusses der Industriellenvereinigung
bulletgroße goldene und eine silberne Medaille der Pariser Weltausstellung 1867
bulletComthurkreuz des Franz Joseph-Ordens
bulletPrivilegienbesitzer
bulletEhrenbürger von Wr. Neustadt
bulletEhrenbürger von Wien

Patente und Schriften:

bulletVorstudien zu einem Donau – Oderkanal
bulletPetition an den Handelminister 1863 um Vorziehung öffentlicher Aufträge
bulletDenkschrift Zoll- und Handelsvertrag 9. März 1868
bulletPrivilegien (ca. 20 Patente)

Soziale Einstellung:

bulletWiener Neustadt: 5.000 Gulden für die Armen, 26.02.1870
bulletWien: 10.000 Gulden für Kindergärten Neubau und Alsergrund, 01.03.1870
bullet25.000 Gulden Stiftung eines Fonds für verunglückte Arbeiter, 01.03.1870
bullet1865 wurde der erste österreichische Arbeiterverein in der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik gegründet

Bahnen:

bulletVorkonzession für eine Schmalspurbahn Wiener Neustadt – Pitten (1870)
bulletVorkonzession für eine Wiener-Gürtelbahn (1872)
bulletMaschinenhaus für Leopoldsberg-Bahn
bulletKnöpferbahn auf die Sofienalpe

Links:

bullet Info zu Georg Sigl, Bezirksmuseum Alsergrund
bullet Info zu Georg Sigl, Wikipedia
bullet Info zu Georg Sigl, Geschichte Breitenfurts
bullet Info zu Georg Sigl, Österreich Lexikon aeiou
bullet Info zu Georg Sigl, Museum online
bullet Info zu Georg Sigl, Bahn Austria
bullet Zeitreisen-Artikel der Wiener Zeitung
bullet Geschichte der Lithographie
bullet Kidsweb (Anm.: die Fabrik war tatsächlich im Häuserblock hinter dem Verwaltungsgebäude !)
bullet WUK (Anm.: die Fabrik war tatsächlich im Häuserblock hinter dem Verwaltungsgebäude !)
bullet Info zur Knöpferlbahn Sigls (1) auf geocaching
bullet Info zur Knöpferlbahn Sigls (2) auf opencaching
bullet Info zur Köpferlbahn Sigls (3) auf Schmalspur-Europa
bullet Info zu Handpresse Sigl
bullet Info zu Sigl, Österreichische Akademie der Wissenschaften

zur Startseite